Sinti und
Roma
Sinti
und Roma galten in der Rassenideologie des Nationalsozialismus
ebenfalls als “minderwertig”. „Die Zigeuner“ als Opfer
des Holocaust sind im öffentlichen Bewusstsein jedoch nicht
so stark verankert. Sinti und Roma gelten daher oft als „die
vergessenen Opfer“.
Die
Forschung über die Sinti und Roma in der NS-Zeit ist heute
immer noch lückenhaft. Unter dem Begriff „Zigeuner“
zusammengefasst, liegt die Zahl der Ermordeten prozentuell
weitaus höher als bei den jüdischen Österreichern. Zwei
Drittel der 11.000 österreichischen Roma und Sinti
wurden ermordet (www.doew.at/service/ausstellung/
1938/19/19.html [2.2.2003]). |
(Deportation
von Roma
und Sinti)
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Erfassung
und „Erforschung“ seit Beginn der 1930er Jahre
Roma und
Sinti hätten nach den NS-Rassentheorien als Indogermanen,
also als „Arier“ gelten müssen. Als „asiatische Abkömmlinge“
waren sie in den Augen der Nazis „rassisch minderwertig“
und wurden wegen ihrer nomadischen Lebensweise als
„asozial“ bezeichnet (Vergleiche Neugebauer 1989, S.131).
Die SS
begann bereits 1931 mit der Erfassung der Roma und Sinti. Ihre
„Erforschung“ sollte mit der Gründung des
Rassenhygiene-Instituts 1936 unter Leitung von Dr. Robert
Ritter einen wissenschaftlichen Anstrich bekommen.
„Fliegende Arbeitsgruppen“ des Instituts erstellten rund
24.000 „Gutachten“, in denen die Roma und Sinti vom
„reinrassigen“ bis zum „Achtelzigeuner“ klassifiziert
wurden. Diese Gutachten dienten als Grundlage für die späteren
Deportationen (Vergleiche Enzyklopädie des Nationalsozialismus
2001, S.730).
Die "Zigeunerfrage"
In Österreich
ist vor allem der Nazi Dr.Tobias Portschy (1938 NS-Gauleiter
des Burgenlandes) zu erwähnen. Mit seiner 1938 vorgelegten
Denkschrift Die Zigeunerfrage leistete er einen
gewichtigen ideologischen Beitrag zur Verfolgung der Roma und
Sinti. Zwangsarbeit, Sterilisation, Deportation und Massenmord
waren das Programm der Nationalsozialisten.
Österreichische
Nazis leiteten bald nach der Machtübernahme Diskriminierungs-
und Verfolgungsmaßnahmen ein, wie z.B. Musizierverbote und
Schulbesuchsverbote. Es erfolgten die ersten Einweisungen in
Konzentrationslager. Wie bei der jüdischen Bevölkerung waren
die Erfassung und die Gettoisierung wichtige Voraussetzungen
für Zwangsarbeit, Deportationen und Vernichtung. Dies geschah
mit dem sogenannten Festsetzungserlass vom SD-Chef Reinhard
Heydrich.
„Zigeunerlager“
1940 wurde
in Lackenbach im Burgenland ein Lager errichtet, in dem 4000 Häftlinge
untergebracht wurden. Dort und in andern Lagern mussten die
Roma und Sinti unter KZ-ähnlichen Bedingungen Zwangsarbeit
leisten. Am 29. Jänner 1943 besiegelte der
„Auschwitz-Erlass“ des Reichssicherheitshauptamtes das
Schicksal der Roma und Sinti (Vergleiche Neugebauer 1989, S.131ff.).
Ab März 1943 wurden 22.000 Sinti und Roma aus elf Ländern in
das Ende 1942 errichtete „Zigeunerlager“ in Auschwitz
deportiert. Die meisten der insgesamt 23.000 Häftlinge (davon
2343 aus Österreich) starben dort an Unterernährung, Seuchen
und Misshandlungen. Im Sommer 1944 wurde das
„Zigeunerlager“ in Auschwitz „liquidiert“. Insgesamt
wurden mindestens 17.000 Sinti und Roma in diesem
Vernichtungslager ermordet.
Schätzungen
gehen von rund 500.000 Opfern unter den Sinti und Roma aus (Vergleiche
Enzyklopädie des
NS 2001, S.731).
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erstmals
veröffentlicht: 1.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003
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