Umgang mit der NS-Vergangenheit
In Österreich
gab es zwischen 1938 und 1945 sowohl Opfer als auch Täter.
Nach Kriegsende empfand sich allerdings jeder in irgendeiner
Form als Opfer. Die ehemaligen Nationalsozialisten sahen
sich als Opfer der Alliierten.
Ein
Hauptziel der Alliierten nach Kriegsende war, die
Nationalsozialisten für ihre Verbrecher gerichtlich zu
bestrafen und sie aus allen wichtigen
Gesellschaftspositionen zu entfernen. Dieses Ziel wurden in
den ersten drei Jahren nach Kriegsende intensiv durchgeführt,
danach ließen die Entnazifierungsmaßnahmen nach.
("Österreich, das 1.Opfer")
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In
der österreichischen
Unabhängigkeitserklärung vom 27. April 1945 wurde
ebenfalls der Opferstatuts festgeschrieben. Dadurch
versuchte Österreich seine Verantwortung an den national-
sozialistischen Verbrechen zu verdrängen und Entschädigungs- zahlungen
an die
Opfer
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abzuwehren.
Der „Opfermythos“ bildete einen fixen Bestandteil
der österreichischen Geschichte.
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(Nationalsozialistisches
Wahlplakat 1936-38)
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Die Themen
„Nationalsozialismus“ und „Holocaust“ blieben viele
Jahrzehnte ein Tabuthema in Österreich. Daran änderten
auch die in regelmäßigen Abständen stattfindenden
Skandale und Affären nichts. Erst als Folge der
Waldheim-Affäre (vor allem 1986-1988) und dem Jahr 1988 (Fünfzig
Jahre „Anschluss“) wurde das Thema
„Nationalsozialismus in Österreich“ stärker
thematisiert und erforscht. |
Das Resultat dieser Forschungen
entzog dem „reinen Opferstatus“ jegliche Grundlage: Ein
großer Teil der Österreicherinnen hat den „Anschluss“ 1938
begrüßt, zahlreiche Österreicher haben sich aktiv am
Holocaust beteiligt, viele haben einfach nur zugeschaut. |
Diese Veränderung
wirkt sich auch auf die Politik aus. 1991 bekannte Franz
Vranitzky als erster Bundeskanzler offiziell die Mitschuld
an nationalsozialistischen Verbrechen. Durch die Gründung
des Nationalfonds
der Republik Österreich für die Opfer des
Nationalsozialismus erhielten
zahlreiche Opfer erstmals eine kleine finanzielle Entschädigung.
Gesetze über Entschädigungen für Zwangsarbeit und
„arisiertes“ Vermögen folgten 2000 und 2001.
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erstmals
veröffentlicht: 01.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003
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