Zitiert:
Österreichische Politiker
Immer
wieder machen österreichische Politiker aller Parteien skandalöse
Aussagen über die Zeit des Nationalsozialismus, über den
Holocaust oder über das Judentum. Dahinter mag manchmal
Unwissenheit und Unsensibilität stecken. Relativierende
Aussagen über die Zeit des Nationalsozialismus können aber
auch eine politische Taktik sein – mit dem Ziel, die
eigene Generation beziehungsweise die Eltern- oder Großelterngeneration
historisch zu entlasten.
Immer
wieder kommen von österreichischen Politikern heftige
Aussagen zum Nationalsozialismus. Einer der wohl
bekanntesten Aussprüche ist der über die „ordentliche
Beschäftigungspolitik“ im Dritten Reich von Jörg
Haider:
"Na,
das hat’s im Dritten Reich nicht gegeben, weil im
Dritten Reich haben sie ordentliche Beschäftigungspolitik
gemacht, was nicht einmal Ihre Regierung in Wien
zusammenbringt. Das muss man auch einmal sagen."
(Rede vor
dem Kärntner Landtag, 13. Juni 1991. zitiert nach Czernin
2000, S.31)
An
diesem Beispiel wird deutlich, wie durch eine solche Aussage
die Nazi-Herrschaft relativiert wird. Das
Nationalsozialistische Regime ist auf Grund des Holocaust
einzigartig: Der Holocaust bedeutete die industrielle,
durchorganisierte Massenvernichtung für Millionen von
Menschen. Dieses Verbrechen ist ohne Beispiel in der
Geschichte. Durch einen Vergleich der Politik des Dritten
Reichs mit einer Politik in einem demokratischen System
werden die Verbrechen der Nationalsozialisten relativiert.
Weiters unternimmt Haider durch eine solche Aussage eine
Unterteilung in gute und schlechte Dinge des
Nationalsozialismus. Diese Argumentationslinie kommt heute
noch oft vor („Unterm Hitler hat es keine Kriminellen
gegeben,...“ ). Wenn Haider von der „ordentlichen Beschäftigungspolitik“
spricht, verschweigt er wichtige Fakten. Unter Hitler hatten
viele Menschen Arbeit, da die Wirtschaft und die Industrie für
einen Krieg produzierten. Gleichzeitig wurden hunderttausende Menschen aus rassistischen oder politischen
Gründen vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen und in vielen Fällen
inhaftiert und ermordet.
Im
Anschluss folgt eine Auswahl von Aussagen österreichischer
Politiker:
"Wer
einmal schon für Adolf war, wählt Adolf auch in diesem
Jahr."
(Wahlslogan von SPÖ-Politiker Adolf Schärf bei Präsidentschaftswahlen
in den 1950er Jahren. „Entgleisungen quer durch die
Parteien“, Salzburger Nachrichten, 22. September 2001)
"Die
Juden wollen halt rasch reich werden."
(ÖVP-Bundeskanzler
Leopold Figl im Zusammenhang mit Entschädigungsforderungen.
Zitiert nach: Ebenda)
"Saujud"
(ÖVP-Abgeordneter
Alois Scheibengraf 1966 in Richtung SPÖ-Gegner
Bruno Kreisky Zitiert nach: Ebenda)
(...)
Haider: Für
mich hat es eine Ära gegeben, in der es zu kriegerischen
Auseinandersetzungen gekommen ist, in die unsere Väter
verwickelt waren. Und gleichzeitig hat es im Rahmen des
NS-Regimes Vorgänge gegeben, die nicht zu akzeptieren
sind.(...)
profil: Höre ich
richtig: „Vorgänge“. Was nennen sie Vorgänge?
Haider: Na
ja, es waren Aktivitäten und Maßnahmen gegen Bevölkerungsgruppen,
die eklatante Verstöße gegen die Menschenrechte waren.
profil:
Haben sie Schwierigkeiten, von Vergasungen und
Massenmord zu sprechen?
Haider: Wenn sie so
wollen, dann war es halt Massenmord.
profil:
Würden Sie das auch so bezeichnen?
Haider:
Es ist ja nachgewiesen, dass es so was gegeben hat.
profil: (...) War die
NS-Diktatur eine wie jede andere?
Haider: Ich glaube,
dass man graduelle Unterschiede bei totalitären Systemen
nicht machen soll. Sie sind insgesamt abzulehnen.
profil: Die
Naziherrschaft hat sich durch nichts von anderen
Diktaturen unterschieden?
Haider:
Es ist nicht meine Aufgabe zu prüfen, ob Diktaturen
anderswo humaner sind.
profil:
Die NS-Diktatur war die inhumanste?
Haider:
Diese Wertung haben Sie vorgenommen. Ich werte nicht.
(profil, 18. Februar 1985. zitiert nach Czernin 2000, S.16f.)
"Die
Soldaten in Stalingrad, gleichgültig ob Deutsche oder Österreicher,
haben sich geopfert, um die Heimat zu schützen."
(Jörg
Haider am Tag seiner Wahl zum FPÖ-Obmann [1986] laut
Unterlagen des DÖW [Mappe RE 84/13] zitiert nach Czernin
2000, S.17)
"Dem
Wiesenthal habe ich gesagt, wir bauen schon wieder Öfen,
aber nicht für Sie, Herr Wiesenthal – Sie haben im Jörgl
seiner Pfeife Platz."
(Peter Müller, damals FPÖ-Spitzenkandidat bei den
Gemeindewahlen in St. Leonhard im Lavanthal, im Jahre
1990. „Entgleisungen quer durch die Parteien“,
Salzburger Nachrichten, 22. September 2001)
"Nazi?
Neu, attraktiv, zielstrebig und ideenreich. Es hat mit der
Vergangenheit nichts zu tun."
(FPÖ-Politiker Reinhard Gaugg auf die Frage,
was ihm das Wort Nazi sage. Kärntner Tageszeitung, 11.
September 1993)
"Die
Waffen-SS war Teil der Wehrmacht und es kommt ihr daher
alle Ehre und Anerkennung zu."
(Jörg Haider im ORF, 19. Dezember 1995. zitiert
nach Czernin 2000, S.48) |
[Anmerkung:
Der Historiker Hellmuth Auerbach (in: Benz 1993, S.209ff)
schreibt über die Waffen-SS: „Es ist falsch, die
Waffen-SS als einen Teil der deutschen Wehrmacht zu
bezeichnen, wie dies oft geschieht. Sie wurde wie andere
paramilitärische Verbände (Reichsarbeitsdienst,
‚Organisation Todt’) gemeinsam mit und teilweise auch
unter demKommando der Wehrmacht im Kriege eingesetzt,
hatte aber verfassungsorganisatorisch |
(Waffen-SS
Truppen)
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mit dieser nichts zu
tun.“ (...) Diverse Greueltaten „hatten zur Folge, daß
der Internationale Militärgerichtshof in Nürnberg 1946
außer der Allgemeinen SS ausdrücklich auch die Waffen-SS
nicht nur wegen
allgemeiner Kriegsverbrechen, sondern auch wegen
Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur
‚verbrecherischen Organisation’ erklärte.“]
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"Da
halte ich mich an Goebbels, der gesagt hat: Das Volk muss
fühlen, wer das Sagen hat."
(Der Kärntner SPÖ-Landtagsabgeordnete Gebhard
Arbeiter 1999. „Entgleisungen quer durch die
Parteien“, Salzburger Nachrichten, 22. September 2001).
„Unsere
Ehre heißt Treue!“
(Mit diesem SS-Leitspruch ehrte der niederösterreichische FPÖ-Chef
Ernest Windholz langjährige FPÖ-Mitglieder. Der Standard,
5. Juni 2000).
"Sieg
Heil!"
(Zwischenruf des SPÖ Nationalrats-Abgeordneten Rudolf
Edlinger nach einer Rede der FPÖ-Abgeordneten Helene
Partik-Pablé laut
Protokoll.
Laut
Edlinger habe er "Jetzt
fehlt nur noch Sieg Heil!"
gerufen.
Salzburger Nachrichten, 17. April 2002).
"Viele
Menschen in Ostösterreich haben die Maitage des Jahres
1945 nicht als Befreiung empfunden, sondern als Wechsel
der Besatzung. Sie wurden durch eine Besatzungsmacht von
der anderen Besatzungsmacht befreit (...)
Österreich war zwischen 38 und 55 nicht frei, und ich
glaube, dass das die richtige Betrachtungsweise ist: Dass
zuvor eine deutsche Besatzungsmacht hier war, dann waren
es mehrere Besatzungsmächte, und die wirkliche Freiheit
hat Österreich erst 1955 wiedererlangt."
(Volksanwalt Ewald Stadler im ORF-Report. „Ich
seh’s gelassener“, Salzburger Nachrichten, 4. Juli
2002)
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erstmals
veröffentlicht: 1.03. 2003 - aktualisiert am: 11.10.2003
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