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Denunziert. 
Jeder tut mit. 
Jeder denkt nach.
Jeder meldet.
von Herbert Dohmen
und Nina Scholz


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Gesellschaftlich Ausgegrenzte

Auch von den Nationalsozialisten als „Asoziale“ definierte Menschen wurden rücksichtslos verfolgt. Für sie war in der „Volksgemeinschaft“ der Deutschen ebenfalls kein Platz vorhanden.

Alle Menschen, die den NS-Normen nicht entsprachen, waren von den verbrecherischen Maßnahmen der NS-Diktatur bedroht. Das betraf all jene, die in den Augen der Nazis keine Leistung für die „Volksgemeinschaft“ brachten oder erbringen konnten. Daher wurden sie auch als „Gemeinschaftsfremde“ beziehungsweise als „Asoziale“ bezeichnet. Vom wirtschaftlichen Standpunkt aus gesehen galten sie als „unnütze Esser“. Die Verfolgung von „Asozialen“, die auf bereits bestehenden Diskriminierungen aufbauen konnte, setzte 1933 mit einer vom Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda initiierten Verhaftungswelle gegen Bettler ein. Auch Razzien gegen Straßenprostituierte fanden bereits 1933 statt (Vergleiche Enzyklopädie des NS 2001, S.377).


„Gemeinschaftsfremde“

Reinhard Heydrich beauftrage die Ausarbeitung eines „Gemeinschaftsfremdengesetzes“, in dem Zwangssterilisierung und Schutzhaft für alle in den Augen der Nazis als „asozial“ Eingestuften vorgesehen waren. Als „Gemeinschaftsfremde“ galten „Arbeitsscheue“, „gewohnheitsmäßige Schmarotzer“, „Landesverräter“, „Rassenschänder“, „sexuell Hemmungslose“, „Süchtige“, „Trinker“, „Prostituierte“, „Abtreiberinnen“ und „Straffällige“. Die Jüngeren (bis zum 17. Lebensjahr) wurden im Rahmen der „Kindereuthanasie“ getötet. Der Großteil der als „asozial“ Eingestuften wurden durch den SS- und Polizeiapparat ermordet, also durch Inhaftierung in KZs und „Vernichtung durch Arbeit“.
Auch in der psychiatrischen Anstalt Am Steinhof in Wien wurde eine Arbeitsanstalt für „Asoziale“ eingerichtet. Dort wurden „asoziale“ Mädchen und Frauen zwangssterilisiert.


Registrierung der „Asozialen“

Bereits 1939 wurde mit dem Aufbau gigantischer Karteien im Rahmen der „Erbbiologischen Bestandsaufnahme“ begonnen. In Wien wurden rund 320.000 Personen registriert. In diesen Karteien wurden neben Geisteskranken und Behinderten alle Arten von „Asozialen“, verwahrloste Kinder und Jugendliche, Alkoholiker usw., einschließlich der gesamten Verwandtschaft aufgenommen. In der Logik des NS-Systems waren diese Menschen die künftigen Opfer der nationalsozialistischen Rassenpolitik.


Kriminelle

Kriminalität wurde mit barbarischen Maßnahmen bekämpft. Selbst für kleine Delikte wie dem Diebstahl eines Postpäckchens konnte von Sondergerichten die Todesstrafe verhängt werden. Zahlreiche Täter, die eine Gefängnisstrafe abgebüßt hatten, wurden danach ins KZ gebracht. Die Zahl dieser Opfer ist nicht bekannt.


Homosexuelle

Mit besonderer Härte wurde gegen Homosexuelle vorgegangen. Da spielte es keine Rolle, dass auch zahlreiche Nazis homosexuell waren (z.B. der 1934 von Hitler ermordete SA-Führer Ernst Röhm). Heinrich Himmler sah in der Homosexualität eine Gefahr für den „Männerstaat“ und er befahl ihre gnadenlose Verfolgung. Rund 50.000 wurden zwischen 1933 und 1945 gerichtlich abgeurteilt. Zirka 10.000 kamen ins KZ. Für SS- und Polizeiangehörige wurde 1941 sogar die Todesstrafe für Homosexualität eingeführt. Auch die Kastration wurde angewendet.
Oft wurden weltanschauliche Gegner (hauptsächlich katholische Priester) als „Sittlichkeitsverbrecher“ hingestellt, um sie somit kriminalisieren zu können.
Im KZ waren Homosexuelle oft besonderen Erniedrigungen und Quälereien ausgesetzt. Die Todesrate lag höher als bei anderen Häftlingen (Vergleiche Neugebauer 1989, S.142ff.). Vor allem bei den speziellen Sonderkommandos und durch medizinische Versuche (z.B. Hormonversuche) kamen viele Homosexuelle zu Tode (Enzyklopädie des NS 2001, S.519).


Im Lexikon:

- Euthanasie
- Heydrich, Reinhard
- Himmler, Heinrich
- Hitler, Adolf
- "Röhm-Putsch"
- SA (Sturmabteilung)
- SS (Schutzstaffel)

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erstmals veröffentlicht: 01.03. 2003 - aktualisiert am:  10.10.2003

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