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Denunziert. 
Jeder tut mit. 
Jeder denkt nach.
Jeder meldet.
von Herbert Dohmen
und Nina Scholz


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Waldheim und Gedenkjahr als Zäsur

Durch Waldheim und das Gedenkjahr 1988 wurde die Rolle Österreichs im Dritten Reich – vor allem im Rahmen der Geschichtswissenschaft – teilweise in einem anderen Licht gesehen: In Österreich gab es Opfer und Täter. 1991 bekannte erstmals eine österreichische Bundesregierung offiziell die Mitverantwortung Österreichs an den NS-Verbrechen.

In die Amtszeit Waldheims fiel auch das Gedenkjahr 1988, in dem es viele Veranstaltungen zum Thema „Anschluss“ 1938 gab. Durch dieses Ereignis und durch die Waldheim-Affäre setzte ein intensiver Forschungsprozess ein, der die Rolle der Österreicher in der Zeit des Nationalsozialismus neu beleuchtete: Viele Österreicherinnen sind Opfer der nationalsozialistischen Verbrechen geworden. Ein großer Teil der Österreicher aber hat den „Anschluss“ 1938 begrüßt, zahlreiche Österreicher haben sich aktiv am Holocaust beteiligt, viele haben einfach nur zugeschaut.

Am 8. Juli 1991, 46 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs, bekannte erstmals eine österreichische Bundesregierung die Mitverantwortung Österreichs an den nationalsozialistischen Verbrechen.

Dass der „Opfermythos“ noch immer in den Köpfen zahlreicher Österreicher weiter besteht, bewies Bundeskanzler Wolfgang Schüssel in einem Interview mit der Jerusalem Post im November 2000. Darin sagte er:

Der souveräne österreichische Staat war das erste Opfer des Nazi-Regimes. Die Nazis nahmen Österreich mit Gewalt. Die Österreicher waren das erste Opfer. Natürlich vermindert das keineswegs Österreichs moralische Verantwortung.“ („Kanzler: Österreich erstes NS-Opfer“, Der Standard, 10. 11. 2000; „Ferrero-Waldner verteidigt Opfer-Theorie“, Salzburger Nachrichten, 11. 11. 2000)


Kontroversen bis in die Gegenwart

Das Thema sorgt immer wieder für große Aufregung. Gerade im Zuge der Wehrmachts-Ausstellungen, die 1995 und 2002 auch in Österreich zu sehen waren, kam es zu teilweise heftigen Auseinandersetzungen. Die Ausstellung beseitigte das Bild von der „sauberen Wehrmacht“, während ihre Gegner die Ausstellung als Pauschalverurteilung aller Wehrmachtsangehörigen kritisierten. Die (teilweise gewalttätigen) Auseinandersetzungen in Wien rund um die zweite Wehrmachts- Ausstellung im Jahr 2002 sind ein Beweis dafür, dass in Österreich der Themenbereich „Nationalsozialismus“ auch 57 Jahre nach Ende des Zweiten Weltkriegs noch immer umstritten ist. Bei den Auseinandersetzungen waren Neonazis mit „Sieg Heil!“ - Rufen durch die Wiener Innenstadt gezogen.

Zahlreiche Wissenschaftler beschäftigen sich noch immer mit der Erforschung und Aufarbeitung unserer faschistischen Vergangenheit. Sie zeichnen ein zum Teil sehr düsteres Bild des Umgangs mit der nationalsozialistischen Vergangenheit Österreichs. Der Historiker Karl Stuhlpfarrer kommt in dem 1996 gehaltenen und 1999 veröffentlichten Referat „Eigenheit und Fremde. Die österreichische Transformation der NS-Vergangenheit“ unter anderem zu folgendem Ergebnis:

"Es besteht kein Zweifel, dass wesentliche Elemente der nationalsozialistischen Ideologie in der einen oder anderen Intensität in Österreich noch immer von kollektiver Bedeutung sind: Antisemitismus, Fremdenhass und autoritäre Persönlichkeitsstrukturen sind in Österreich nicht ausgestorben." (Stuhlpfarrer 1999, S.34)

Auch Künstler setzen sich mit Vergangenheitsaufarbeitung auseinander – teilweise in einer provokanten Art. Der Schriftsteller Robert Menasse wählt als Symbol für die Zweite Republik einen „Punschkrapfen“ : „außen rosa, innen braun.“ (Menasse 1995, S.37).

Im Lexikon: - Antisemitismus
- Holocaust
Im Web: - Walter Manoschek: Anmerkungen zur
  österreichischen Opfer-Täter-Diskussion
  im Nationalsozialismus.

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erstmals veröffentlicht: 01.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003  

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