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Denunziert. 
Jeder tut mit. 
Jeder denkt nach.
Jeder meldet.
von Herbert Dohmen
und Nina Scholz


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 Nationalsozialismus.at - Demokratie braucht Wissen!  

Das Scheitern der Demokratie

Die Zwischenkriegszeit war geprägt durch die schlechte wirtschaftliche Lage. Arbeitslosigkeit und Inflation waren sehr hoch. Die Spaltung der österreichischen Gesellschaft in organisierte „Teilgesellschaften“ („Lager“) verschärfte die politische Auseinandersetzung.

Nach den militärischen Niederlagen von 1918 und 1945 wurde probiert – auf einer möglichst breiten politischen Basis – die Krisenzeit zu überwinden. Während die Zusammenarbeit nach 1945 dauerhaft war, ging die Entwicklung nach 1918 in eine andere Richtung. Dazu drei wesentliche Punkte:

- Den Sozialdemokraten und den Christlichsozialen gelang es – durch die
  Errichtung zahlreicher Teil- und Vorfeldorganisationen (parteinahe 
  Vereine wie zum Beispiel Sportvereine, Jugendvereine usw.) –, eigene
  Subkulturen für ihre Anhängerschaft zu errichten. Die Folge davon war,
  dass es mehr Loyalität zur eigenen Subkultur gab, als zu dem
  demokratischen Staat an sich. Da es den verantwortlichen Parteiführern
  auch nicht gelang, diese Spaltungen der Bevölkerung durch
  Zusammenarbeit auf der Ebene der Spitzenpolitiker auszugleichen,
  scheiterte die Demokratie.

- Die junge Republik hatte während der ganzen Zeit ihres Bestehens mit
  großen wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen, die zu einer
  politischen Radikalisierung führten. Zuerst musste der Wandel von
  einem Großreich zu einem Kleinstaat verkraftet werden. Als 1930 die
  Auswirkungen der Weltwirtschaftskrise Österreich erfassten, befand
  sich die österreichische Volkswirtschaft mitten in einer
  Umstrukturierung. Kennzeichnend für die österreichische Situation war
  die Hartnäckigkeit der Wirtschaftskrise. Sie dauerte bis 1937 an.

- Es gab nur eine schwache österreichische, nationale Identität.
  Dieser Umstand spiegelt sich auch in den Parteiprogrammen wieder, die
  den Anschluss an Deutschland – der im Vertrag von St. Germain (1919)
  verboten worden war – fordern:

"Die Sozialdemokratie betrachtet den Anschluß Deutschösterreichs an das Deutsche Reich als notwendigen Abschluß der nationalen Revolution von 1918. Sie erstrebt mit friedlichen Mitteln den Anschluß an die Deutsche Republik."
Linzer Programm der SDAP von 1926. (zitiert nach: Berchtold 1967, S.264)

"Die Verhandlungen über den Zeitpunkt und die Vorbedingungen für die Verwirklichung des Anschlusses Deutschösterreichs an Deutschland sind ohne Verzug einzuleiten."
Aktionsprogramm der CSP von 1919. (zitiert nach: Berchtold 1967, S.361)


„Lagerpatriotismus“

Die Geschichte der Ersten Republik ist gekennzeichnet durch die Auseinandersetzung zwischen den beiden großen „Lagern“, den Christlichsozialen und den Sozialdemokraten.
Den Kern dieser beiden Lager bildeten die Christlichsoziale Partei und die Sozialdemokratische Arbeiterpartei. Diese versuchten, durch das Erfassen möglichst aller Aktivitäten (vor allem im Freizeitbereich), ihrer Anhängerschaft an sich zu binden und ein eigenes soziales Milieu zu schaffen (Parteivereine!). Es sollte die Loyalität gestärkt werden, damit diese im Notfall auch eingefordert werden konnte. Das Ziel, welches durch das Mittel der Weltanschauung erreicht wurde, war die Isolierung nach außen bei gleichzeitigem starken inneren Zusammenhalt. So entstanden eigene Subkulturen. Der Wechsel einer Partei zur andern kam dadurch einem Wechsel des gesamten sozialen Umfeldes gleich.
Die Folge davon war – und das ist ein entscheidendes Merkmal der Ersten Republik – dass man sich stärker der eigenen Subkultur verbunden fühlte („Lagerpatriotismus“), als dem demokratischen Staat an sich.


Demokratieverständnis

Das Verhältnis der beiden Lager zueinander sah folgendermaßen aus: Es herrschte ein gegenseitiges Misstrauen an der demokratischen Gesinnung des „Gegners“. Man war überzeugt, dass die Partei, die die Mehrheit gewinnt, den Staat nach ihren Weltanschauungen ändert. Die Entwicklung lief auf einen Kampf um die Vorherrschaft im Staate hinaus. Da dieser Kampf notfalls auch mit Gewalt geführt werden sollte, kam es zur Bildung von Wehrverbänden (Heimwehren, Republikanischer Schutzbund).

"Die tatsächliche Entwicklung der Ersten Republik hat ein Demokratieverständnis begünstigt und wurde wiederum von diesem Demokratieverständnis beeinflusst, daß die Niederringung des gegnerischen Lagers in den Mittelpunkt stellte. Das Ergebnis war die tatsächliche Einparteienherrschaft, die Diktatur des einen über die anderen Lager."
(Pelinka 1979, S.353)


Im Lexikon:

- Erste Republik: 1918 - ??

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erstmals veröffentlicht: 1.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003  

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