Die
Weltwirtschaftskrise und ihre Folgen
1929
brach eine Weltwirtschaftskrise aus. Diese erfasste ab 1930
auch Österreich mit all ihrer Härte und die Wirtschaft
begann sich erst ab 1937 wieder zu erholen. In Deutschland
erholte sich die Wirtschaft schneller: Die
Arbeitslosenzahlen gingen unter anderem durch die Umstellung
auf Kriegsproduktion schnell und stark zurück. Die
Konsequenz daraus ist klar: Der in Deutschland herrschende Nationalsozialismus gewann für
viele Menschen an Attraktivität.
Die
Weltwirtschaftskrise erfasste ab 1930 auch Österreich.
Kennzeichnend für den österreichischen Fall war vor allem
die Hartnäckigkeit der Krise. Andere Länder waren oft noch
stärker, dafür kürzer betroffen. In Österreich dauerte
die Wirtschaftskrise bis 1937 an.
Die Folgen
waren der Zusammenbruch der Creditanstalt – der
damals größten Bank Mitteleuropas –im Juni 1931 und eine
ernsthafte Gefährdung der Stabilität der österreichischen
Währung. Wirtschaft und Industrie waren stark angeschlagen,
was zu einem starken Anstieg der Arbeitslosigkeit führte:
1933 stieg die Anzahl der Arbeitslosen auf 557.000
Menschen. 45 Prozent aller Arbeitnehmer in der Industrie
waren ohne Beschäftigung, darunter besonders viele
Jugendliche (zitiert nach Hanisch 1994, S.296).
Durch die
Verschuldung der CA musste die Regierung eine Haftung von
500 Millionen Schilling übernehmen und die Staatsschulden
stiegen um ein Drittel. Der offizielle Verzicht auf das
Zollunionsprojekt mit Deutschland war die Voraussetzung für
die Inanspruchnahme englischer und französischer
Finanzhilfe.
Die Lausanner Anleihe
1932
Im Jänner
1932 zerbrach der ein Jahrzehnt lang regierende „Bürgerblock“.
Der Austritt der Großdeutschen aus der Regierung Buresch (christlichsozial) war die Folge des Scheiterns des
Zollunionsprojekts zwischen Österreich und Deutschland, das die bereits in scharfem
Konkurrenzkampf mit den Nationalsozialisten stehenden Großdeutschen
in ihrem Lebensnerv getroffen hatte. Der neue Bundeskanzler
Engelbert Dollfuß bildete am 20. Mai 1932 mit
Christlichsozialen, Heimatblock und dem Landbund eine neue
Regierung. Dieser gelang die Sicherung der Völkerbundanleihe
von 300 Millionen Schilling. Das Protokoll zu dieser
sogenannten „Lausanner Anleihe“ wurde am 15. Juli 1932
unterzeichnet. Darin waren folgende Bedingungen enthalten:
- Der österreichische
Staatshaushalt wird wieder durch den Völkerbund
kontrolliert.
- Österreich
erkennt das Anschlussverbot an Deutschland des Genfer
Protokolls von 1922 auf weitere zwanzig Jahre an.
Die
Großdeutschen und die Sozialdemokraten machten dagegen heftig
Opposition und verweigerten dem Protokoll im Parlament ihre
Stimmen (Vergleiche Dusek
u.a. 1988, S.197).
Die
Wirtschaftspolitik war durch die Erfahrung der Inflation
traumatisiert. Ihr Ziel war daher die Stabilität der Währung
und ein ausgeglichenes Staatsbudget. Sie sah keine oder nur
geringe staatliche Interventionen vor. Die Lausanner Anleihe
wurde daher für die Schuldentilgung des Bundes verwendet. Die
Wirtschaft profitierte nur wenig davon.
„Deutsche
Sehnsucht“
Die
zentrale Erfahrung der Menschen während der
Weltwirtschaftskrise war die langdauernde Arbeitslosigkeit.
Viele Menschen verloren das Vertrauen in das politische
System und in ihre Institutionen. Immer mehr Menschen wurden
„ausgesteuert“, das heißt, sie bekamen auch kein
Arbeitslosengeld mehr.
Da in
Deutschland die Arbeitslosenzahlen zurückgingen, verstärkte
sich die „deutsche Sehnsucht“: Vor allem junge Menschen
hofften, dass ein Anschluss an Deutschland ähnliche
Bedingungen für Österreich bringen würde (Vergleiche Hanisch
1994, S.296ff.)
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erstmals
veröffentlicht: 1.03. 2003 - aktualisiert
am: 10.10.2003
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