Stationen
der Vernichtung des europäischen Judentums (Fortsetzung)
Die
Vernichtung
Im Herbst
1941 begann mit der systematischen, bürokratisch geregelten
und bis ins Detail programmierten Deportation der Juden aus
Deutschland die letzte Phase nationalsozialistischer
Judenpolitik. Sie war nunmehr zielstrebig und ausschließlich
darauf gerichtet, die europäische Judenheit auszurotten.
Der Begriff „Endlösung“ bedeutete mit großer
Sicherheit spätestens ab Frühsommer 1941 Vernichtung.
Die
physische Vernichtung bildete die letzte Station des Weges,
der im November 1938 („Reichskristallnacht“) bewusst und
öffentlich eingeschlagen worden war.
Am 20. Jänner
1942 lud Reinhard Heydrich, der Chef des
Reichssicherheitshauptamtes, zur „Besprechung mit anschließendem
Frühstück“ – bekannt als die Wannseekonferenz. Dort
wurde der Völkermord zwar nicht beschlossen (er war bereits
im Gange), sondern er wurde besprochen und beraten. Es ging
um die Festlegung von Grundlinien, nicht um technische oder
organisatorische Detailfragen. Bei der Behandlung der
„Judenfrage“ ging es um 11 Millionen Menschen in ganz
Europa. Die zentrale Stelle im Protokoll spricht für sich:
(Reinhard
Heydrich)
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„Unter
entsprechender Leitung sollen nun im Zuge der Endlösung
die Juden in geeigneter Weise im Osten zum Arbeitseinsatz
kommen. In großen Arbeitskolonnen, unter Trennung der
Geschlechter, werden die arbeitsfähigen Juden straßenbauend
in diese Gebiete geführt, wobei zweifellos ein Großteil
durch natürliche Verminderung ausfallen wird. Der allfällig
endlich verbleibende Restbestand wird, da es sich bei
diesem zweifellos um den widerstandsfähigsten Teil
handelt, entsprechend behandelt werden müssen, da dieser,
eine natürliche Auslese darstellend, bei Freilassung als
Keimzelle eines neuen jüdischen Aufbaues anzusprechen
ist.“
(Zitiert
nach Benz 2001, S.10)
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Die
Teilnehmer an der Besprechung hatten die beabsichtigte
Ermordung von 11 Millionen Menschen zur Kenntnis genommen
und sogar über Möglichkeiten der Erweiterung des
Personenkreises der Opfer debattiert. Als Bürokraten und
Funktionäre hatten sie auf die Einladung des Ranghöchsten
unter ihnen (Heydrich) pflichtgemäß gehandelt. Die
anwesenden Herren – Beamte des NS-Staates – hatten die
Angelegenheit „Völkermord“ als Verwaltungsakt
behandelt.
Ungefähr
6 Millionen Juden (und das sind gesicherte Mindestzahlen!)
sind ermordet worden: Das passierte in fast öffentlichen Massakern während |
(Baracken in Auschwitz)
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der Eroberung polnischer, sowjetischer
und jugoslawischer Territorien in den Jahren 1939-1941 und
Ende 1941 bis Ende 1944 in zunehmender Perfektion in den
eigens errichteten Vernichtungslagern Chelmno (Kulmenhof),
Auschwitz-Birkenau, Belzec, Sobibor, Treblinka,
Lublin-Majdanek. (Vergleiche Benz 2001, S.7ff). |
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erstmals
veröffentlicht: 1.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003
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