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Denunziert. 
Jeder tut mit. 
Jeder denkt nach.
Jeder meldet.
von Herbert Dohmen
und Nina Scholz


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 Nationalsozialismus.at - Demokratie braucht Wissen!

Pressereaktionen - CHiLLi, 25.2.2003


"Demokratie braucht Wissen"
 

Bahn brechendes Info-Portal zum Nationalsozialismus

Wien
- Am 1. März startet nationalsozialismus.at, ein Informations-Portal zum Thema „Faschismus, Nationalsozialismus und Vergangenheits-Aufarbeitung in Österreich“. Die Hintergründe zur neuen Website sind schnell erklärt: Google zeigt für den Suchbegriff „Nationalsozialismus“ siebzigtausend Treffer an. Unmengen an Datenmüll, der diesen Namen bei der Flut an rechtsradikalen und neonazistischen Material auch verdient. Ein weiteres Problem sind die auf den ersten Blick nicht erkennbaren, unseriösen Web-Angebote. Bestes Beispiel: Treffer eins auf der Google-Hitliste: nationalsozialismus.de, das selbsternannte größte Internet-Portal zum Thema Nationalsozialismus. Es wurde seit seinem Start im November 1999 nicht mehr aktualisiert und bietet neben vielen seriösen Links leider auch Verweise auf unseriöse Seiten.

Überblick ...
Zwei ehrgeizige Studenten aus Linz und Wien haben sich das Ziel gesetzt, diese Probleme zu entschärfen. Sie möchten die Informations- und Aufklärungs-Lücke im Internet beseitigen und die Leser zu einer kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema "Nationalsozialismus" anregen. "Damit soll auch dem Wieder-Aufkeimen nationalistischer, faschistischer und anderer menschenfeindlicher Strömungen entgegen gesteuert werden", meint Christoph, der sich um den redaktionellen Part kümmert, während Clemens die Gestaltung der Homepage übernimmt.

Seit mittlerweile einem Jahr arbeiten die beiden an ihrem Web-Auftritt. www.nationalsozialismus.at trägt den Namen Informations-Plattform zu Recht. Wimmelt es im Internet von Detail-Darstellung über das Thema Nationalsozialismus, finden Interessierte hier einen kompakt aufbereiteten Einstieg in die Thematik. Das Herzstück sind kurze und leicht verständliche Einführungen zu den verschiedenen Themen-Bereichen. Die Zeitspanne reicht dabei von 1918 bis – und das ist eine weitere Neuigkeit – ins Jahr 2003.

... und Vertiefung
Zur weiteren Vertiefung gibt es eine kommentierte Link-Liste sowie eine Auswahl an Literatur. Es werden sowohl Einführungswerke als auch Neuerscheinungen vorgestellt, die auch über einen Online-Buchhändler gekauft werden können. Zur Vervollständigung gibt es Veranstaltungs-Tipps und News. Mit heißen Diskussionen darf in der Rubrik "Leserbriefe" gerechnet werden.

Große Zukunftspläne
Die zwei Studenten haben viel Zeit und Mühe für ihr Projekt aufgewendet. "Es war anfangs gar nicht so groß angelegt," erklärt Clemens euphorisch, "es hat aber bald eine Eigen-Dynamik bekommen. Da gab's kein Zurück mehr." Nun hoffen die Studenten auf einen erfolgreichen Start. Zuerst sollen Sponsoren aufgetrieben werden, um zumindest die laufenden Kosten zu decken. Falls es finanziell keine Probleme gibt, wollen sie die Möglichkeiten des Internets voll ausnützen und weitere Informationen auf ihrer Seite anbieten. An erster Stelle stehen hier zeitgeschichtliche Ton- und Video-Dokumente. Ein besonderer Anreiz wäre es für die zwei, die Opfer der NS-Herrschaft selbst sprechen zu lassen. Fragt sich nur, ob die Idee, Interviews mit Zeitzeugen zu ergattern und ins Internet zu stellen, für ein Zwei-Personen-Team nicht zu groß ist.

"Vergangenheit nicht genügend bewältigt"
CHiLLi-Gespräch mit Producer Clemens Rosenauer

CHiLLi:
„Wieso beschäftigt sich heute ein junger, nicht-jüdischer Österreicher so gründlich mit dem Nationalsozialismus?“
Rosenauer: „Der Nationalsozialismus ist ein brisantes Thema, das in Politik und Gesellschaft nach wie vor eine Rolle spielt. Die permanenten Diskussionen über die Vergangenheit beweisen, dass Österreich seine Vergangenheit nicht ausreichend bewältigt und außer Streit gestellt hat. Keine Periode ist umstrittener, als die des Nationalsozialismus. Antisemitismus gibt es heute noch. Dabei wird die Vergangenheit nicht selten für politische Zwecke uminterpretiert, vor allem dann, wenn um Wähler-Stimmen geworben wird.“
CHiLLi: „Aber die Zeiten des Nationalsozialismus sind schon mehr als fünfzig Jahre her. Sollte nicht endlich ein Schluss-Strich gezogen werden?“
Rosenauer: „Nein. Gerade jetzt nicht, da ein Generation-Wechsel stattfindet. Menschen, die miterlebt haben, wie es in einem undemokratischen System war und die am Aufbau der Demokratie beteiligt waren, sterben. Die junge Generation, die diese Erinnerungen nicht hat, kann sich nur ein Bild davon machen, indem sie sich mit der Thematik auseinandersetzt. Tut sie es nicht, so besteht die Gefahr, dass die Gesellschaft die Demokratie aufgrund einer Fehleinschätzung leichtfertig aufgibt.“
CHiLLi: „Wie ist es zu dem Nationalsozialismus-Projekt gekommen?“
Rosenauer: „Vor etwa zwei Jahren habe ich zufällig entdeckt, dass die Domains www.nationalsozialismus.at und www.nationalsozialismus.com verfügbar sind. Unter dem Blickwinkel, dass mit dem Thema Nationalsozialismus häufig Missbrauch betrieben wird, wollte ich aus diesen Domains etwas Sinnvolles machen und habe den Entschluss gefasst, sie zu registrieren.“
CHiLLi: „Du hast das Projekt aber nicht alleine durchgezogen ...“
Rosenauer: „Nein, alleine funktioniert gar nichts. Ich hab auf der Job-Börse der ÖH im Internet auf meine Idee aufmerksam gemacht und nach einem Geschichts-Studenten gesucht, der mit mir gemeinsam an dem Projekt arbeitet. Auf diese Weise haben Christoph und ich zusammengefunden. Es haben sich noch etliche andere gemeldet, aber ich wollte dieses Projekt zumindest in der Anfangsphase aus organisatorischen Gründen zu zweit durchziehen.“
CHiLLi: „Welche Ziele verfolgt ihr zwei mit eurem Informations-Portal?“
Rosenauer: „Zunächst wollen wir mit unserer Homepage möglichst viele Menschen erreichen, besonders Jugendliche über diese Thematik informieren. Diese werden ja auch schon in der Schule damit konfrontiert und setzen sich mit verschiedenen politischen Richtungen auseinander. Langfristig schwebt uns eine englische Version der Website vor, da Österreichs Umgang mit der Vergangenheit auch sehr stark im Ausland diskutiert wird, so wie es beispielsweise bei der Bildung der ersten schwarz-blauen Regierung war. Auch ein Medien-Archiv mit Foto-, Audio- und Video-Dokumenten wäre eine interessante Perspektive.“
CHiLLi: „Welche Botschaft wollt ihr mit eurer Homepage vermitteln?“
Rosenauer: „Für einen in der Demokratie lebenden Bürger ist es wichtig, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen. Dies soll auch das Motto der Homepage ‚Demokratie braucht Wissen’ ausdrücken.“

Internet-Jugendmagazin "CHiLLi" (www.chilli.cc), 25.2.2003



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erstmals veröffentlicht: 01.03. 2003 - aktualisiert am: 10.10.2003

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