Nr. 15
Anordnung des Chefs der
Sicherheitspolizei und des SD für die
Errichtung eines Umsiedlungsstabes
in Maribor(1)
Der Chef der
Sicherheitspolizei
Berlin, den 12. April 1941
und des SD
II A 1 (neu) Nr. 322/41—151
— Sdb.
An
den Kommandeur der
Sicherheitspolizei und des SD für die Untersteiermark SS-Standartenführer
Lurker - in G r a z
die Staatspolizeistelle
Graz
Nachrichtlich an
den
Beauftragten des Reichsführers-SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen
Volkstums, Reichsstatthalter und Gauleiter Uiberreither in Graz
den
Reichsführer-SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums in
Berlin,
den
Reichsminister der Finanzen, die Abteilung VI des Reichsministerium des Innern,
den
Rechnungshof des Deutschen Reiches,
die
Rechnungsprüfstelle des Reichssicherheitshauptamtes,
den
Inspekteur der Sicherheitspolizei und des SD in Salzburg
Betrifft: Umsiedlungsstab Untersteiermark.
Zur Durchführung der
mir im Geschäftsbereich des Reichsführers-SS, Reichskommissar für die Festigung
deutschen Volkstums, übertragenen Aufgaben errichte ich beim Kommandeur der
Sicherheitspolizei und des SD für die Untersteiermark einen Umsiedlungsstab.
Zum Leiter des Umsiedlungsstabes bestelle ich den SS-Standartenführer Lurker.(2)
Er untersteht in dieser Eigenschaft dem Gauleiter Reichsstatthalter Uiberreither
als Beauftragten des Reichsführers-SS, Reichskommissar für die Festigung
deutschen Volkstums, persönlich und unmittelbar. Seine Unterstellung unter den
Chef der Sicherheitspolizei und des SD wird hierdurch nicht berührt.
Der Umsiedlungsstab hat die
Aufgabe, alle im Bereich der Untersteiermark notwendig werdenden Umsiedlungen
der Slowenen und - soweit rassisch und politisch erforderlich - auch der
Windischen vorzubereiten und durchzuführen.
Der Umsiedlungsstab
gliedert sich in 3 Referate:
1. Volkspolitisches Referat
(besetzt von Sicherheitspolizei und SD),
2. Rassische Überprüfung
(besetzt von Rasse- und Siedlungshauptamt SS),
3. Evakuierungen (besetzt
von Sicherheitspolizei und SD).(3)
Die wirtschaftliche
Betreuung wird der Staatspolizeistelle Graz übertragen. Die
Wirtschaftsangelegenheiten sind nach den reichsrechtlichen Bestimmungen und
nach der Vorschrift über den Wirtschaftsverwaltungsdienst bei auswärtigem
Einsatz der Geheimen Staatspolizei in besonderen Fällen in der Fassung des
Runderlasses des Reichsführers-SS und Chef der Deutschen Polizei im
Reichsministerium des Innern vom 14. Mai 1940 - S I E 1 Nr. 579/40 - 239 -
Befehlsblatt Seite 21 - zu führen. Die Ausgaben sind aus Mitteln zu bestreiten,
die dem Reichsführer-SS, Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums,
für diesen Zweck zur Verfügung stehen und auf Anforderung von mir
bereitgestellt werden. Sie sind gesondert von denen der Sicherheitspolizei
nachzuweisen.
Die Vorprüfung der
Rechnungen des Umsiedlungsstabes übertrage ich der Rechnungsprüfstelle des
Reichssicherheitshauptamtes in Berlin. Die Rechnungslegung hat nach dem Erlass
vom 13. März 1941 des Reichsführers-SS und Chef der Deutschen Polizei im
Reichsministerium des Innern - S I E (a) 1 Nr. 518/41 - 238 zu erfolgen, der
für den Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD für die Untersteiermark in
Abschrift beiliegt.
gez.: Heydrich
Beglaubigt:
Kanzleiangestellte
M.
______________________________________
(1) BA Koblenz, RFM, R2/13916, (2S.). Die Anordnung
verfasste der Leiter der Einwandererzentralstelle Dr. Martin Sandberger. Über
seine Aufgaben bei der Aussiedlung der Slowenen siehe Dok. Nr. 37.
(2) SS-Standartenführer Otto Lurker war damals Leiter
des Sicherheitsdienstabschnittes Graz. Über die Organisation seiner
Dienststelle in Maribor siehe Dok. Nr. 22.
(3) Der Umsiedlungsstab Untersteiermark wurde in
Maribor in der zweiten Hälfte April 1941 zusammengestellt. Dessen Leiter wurde
Otto Lurker, Chef des Stabes SS-Hauptsturmführer Heinz Hummitzsch aus dem Amte
III B (Rasse und Volkstum) des Reichssicherheitshauptamtes in Berlin. Das
Referat I führte SS-Obersturmführer Heinz Müller, Das Reterat II.
SS-Obersturmbannführer Prof. Dr. Bruno Kurt Schultz und das Referat III.
SS-Obersturmtührer Dr. Siegfried Seidl. In einem Aktenvermerk des Referates III
des Umsiedlungsstabes Untersteiermark wird die Zusammenarbeit der Referate so
beschrieben:
»Der Umsiedlungsstab beim
Kommandeur der Sicherheitspolizei und des SD in der Untersteiermark hat die
Aufgabe, die dem Reichsgau Steiermark neu eingegliederten Gebiete von
fremdstämmigen Elementen zu räumen. Er gliedert sich in 3 Referate mit
folgenden Aufgaben:
Referat I, Erfassung und
volkspolitische Überprüfung der Bevölkerung.
Referat II, Untersuchung
der ausgesiedelten Fremdstämmigen auf rassische Tauglichkeit für Eindeutschung.
Referat III, technische
Durchführung der Aussiedlung.
Referat I gibt nach
Erfassung der Bevölkerung die Karteikarten der zur Aussiedlung bestimmten
Personen ans Referat III. Referat III fertigt die Evakuierungspapiere aus,
beauftragt die für Aussiedlung zur Verfügung stehenden Polizeimannschaften mit
der Durchführung und schleust die Ausgesiedelten im Lager durch. Neben der
personellen Erfassung läuft die zollmässige Durchsuchung und Überprüfung. In
diesem Arbeitsgange ist Referat II eingeschaltet, das schon bei der
Durchschleusung eine Grobauslese trifft. Die Grobausgelesenen werden einer
Feinauslese unterzogen; die bei der Feinauslese für tauglich befundenen
Personen werden zur Eindeutschung in bestimmte Gebiete des Altreichs verbracht,
während die untauglichen dem Referat III zur Abschiebung überwiesen werden.«
(AMNOM, Umsiedlungsstab Untersteiermark, Ref. III, Bd. 1).