Nr. 2
Denkschrift des Südostdeutschen
Institutes in Graz über
Möglichkeiten neuer Grenzziehung im
Süden der Steiermark.(1)
Ergänzende Bemerkungen zu den auf der Karte 1 :
200.000
eingezeichneten Möglichkeiten einer sinnvollen
Grenzziehung im Süden der Steiermark.
1.) Die alte steirische
Landesgrenze an Save und Sotla
(rote Linie bis zur Abzweigung der blauen, dann diese bis sie wieder auf die
rote Linie stösst.)(2)
Diese Grenze entspräche der
historischen und kulturellen Einheit der Steiermark. Sie wäre abermals als
Abschluss der Steiermark in Betracht zu ziehen, wenn
a) über die Save hinaus auch
Krain oder Teile des ehemaligen Herzogtums wieder Reichsland würden, oder doch
wenigstens als engeres Interessengebiet Deutschlands angesehen würden, oder
b) wenn die Save auch
weiter südöstlich in Kroatien zur Interessengrenze des Reiches würde, oder
c) wenn keine Bedenken
dagegen bestünden, mit der Savegrenze ein Verbindungsstück der Linie
Laibach—Agram in deutsche Hand zu nehmen.
2.)Fortsetzung der
Karawanken über die Steineralpen und die Höhenzüge nördlich der Save
(Tüffererzug).
Das ist die Linie: Ojstrica
in den Steiner Alpen — alte steirische Landesgrenze—Welka Planina—Kailberg —
südlich von: Tüffer—St. Leonhard— Pucherberg—Rudenza — und in westöstlicher
Richtung auf die alte steirische Landesgrenze (rote Linie).(3)
Eine solche Grenzziehung hielte
sich völlig im Rahmen einer Grenzkorrektur. Sie nimmt darauf Bedacht, die
organischen Verbindungen des slowenisch-kroatischen Bereichs nicht zu stören.
Sie überliesse ihm deshalb das ehemals steirische Stück der Save der
Eisenbahnverbindung Laibach— Agram und würde damit auch auf den
Eisenbahnknotenpunkt Steinbrück, die alte deutsche Stadt Rann, wie das
Kohlengebiet Trifail und Hrastnigg Verzicht leisten. Von den drei Höhenzügen
zwischen Cilli und der Save wurde der mittlere gewählt, obwohl er verhältnismässig
der niedrigste ist. Die ihn überragenden Berge im Norden böten jedoch der Stadt
Cilli, die ebenfalls höheren Gipfel, die südlich von ihm liegen, der Savelinie
einen strategischen Schutz.
3.) Die Fortsetzung der
Karawanken im Weitensteinerzug.
Das ist die Linie: frühere
Kärntner Landesgrenze — südlich des Ursulaberges und der Huda Lukna — über
Kosiak und Stenitza—Wotsch—Donati und in westöstlicher Richtung auf die alte
steirische Landesgrenze (rote Linie bis zur Abzweigung der gelben, dann diese
bis sie wieder in die rote Linie einmündet). Der Weitensteinerzug stellt die
nördlichste Linie dar, die als Fortsetzung der Karawanken angesehen werden
könnte. Sie sichert zwar die Einheit des steirischen Kernraumes mit Marburg,
Pettau und dem Draugebiet, brächte aber den Verlust des Cillier—Beckens. Damit
ginge die im Weitensteinerzug liegende landschaftliche Hauptabwehrzone ihrer
wertvollen Vorkammer verlustig.
Einer besonderen
Erläuterung bedarf die vorgeschlagene Grenzziehung im Übermurgebiet.(4)
Das Übermurgebiet gehörte vor dem Weltkrieg zu Ungarn. Wie aus der beiliegenden
Skizze ersichtlich, ist das Gebiet im Osten madjarisch, im Westen deutsch.
Dazwischen liegen die Prekmurzen, ein slowenischer Volkssplitter, der durch
seine geschichtliche Sonderentwicklung eine völlig eigene Prägung erfahren hat.
Entsprechend den grösseren Nachbarvölkern tendieren die Prekmurzen im Westen
des Übermurgebietes nach dem Reich, in seinem Osten nach Ungarn. In
Berücksichtigung dessen und angesichts der Tatsache, dass die Prekmurzen nach
einer Grenzkorrektur der steirischen Südgrenze völlig in der Luft hängen
würden, schiene ihre Aufteilung auf und das Reichsgebiet durchaus sinnvoll. Es
wird daher vorgeschlagen, bei der Neuziehung der Grenze vom Punkte östlich von
Mauthdorf an der Mur diesem Flusse nicht weiter stromaufwärts zu folgen, wie es
der alten Grenze zwischen Untersteiermark und Ungarn entspräche, sondern das
Übermurgebiet in südnördlicher Richtung zu halbieren. Am Katharinaberg
verlässt die empfohlene Grenze das heutige Südslawien. Sie folgt jedoch auch
weiterhin nicht der heutigen Reichsgrenze, sondern schliesst diejenigen Orte
mit ein, die gegebenfalls bei einer Grenzkorrektur gegenüber Ungarn für eine
Einbeziehung in das Reichsgebiet vorgeschlagen würden .(5)
_______________________________
(1) PAM, SODI, Bd. 1, (3 S.)
(2) Nicht
vorhanden.
(3) Nicht vorhanden
(4) Über die Aspirationen auf Prekmurje (Übermurgebiet)
siehe auch den Aufsatz
von G. Werner (= Dr. Helmut
Carstanjen) »Das Deutschtum des Übermurgebietes
(Prekmurje)« im
»Geographischen Jahresbericht aus Österreich«, Bd. XVII, 1933,
S. 96—90.
(5) Siehe Dok. Nr. 7